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Kapitel 1: Die letzte Schlacht

Logbuch des Kapitäns:

Manche Dinge laufen einfach nicht so wie geplant. Der erste Kontakt mit den Nurgada zum Beispiel. Wir sagten Hallo und sie versuchten uns in Stücke zu schießen. Seit vier Jahren sind wir nun mit ihnen im Krieg.

Die Zeit war lang und schmerzhaft für beide Seiten. Erst in den letzten Monaten gelang es uns die Oberhand zu gewinnen.

Der Feind hat sich in sein Sonnensystem zurückgezogen. Wir werden die gesamte Flotte im Quendan Nebel zusammenziehen, um diesen Krieg ein für alle mal zu beenden.

Heute Morgen gab es keine Pfannkuchen zum Frühstück. Uns sind die Eier ausgegangen. Ich hoffe das ist kein schlechtes Omen. Aber wir sollten unbedingt neue besorgen, sobald dieser Krieg vorbei ist.


Kapitän Haiton saß in seinem gemütlichen Sessel auf der Brücke des Raumschiffs Celisto. Er hatte kurzes, weißes Haar und einen gestutzten Vollbart. Haiton hatte schon so viele Schlachten gesehen, dass ihn eine weitere nicht aus der Ruhe brachte.

„Kapitän, wir erreichen den Nebel in drei, zwei, eins.“ Der Hyperraum löste sich auf und ein violettes Leuchten strahlte ihnen entgegen.

„Ah, der Quendan Nebel!“ sagte Kapitän Haiton und lehnte sich in seinem Sessel zurück um den Anblick zu genießen.

Der Großteil der Flotte war bereits dort. Hin und wieder leuchtete ein Hyperraumportal auf, wenn ein weiteres Raumschiff zur Gruppe stieß.

„Wie ist der Zustand der Flotte?“ fragte Kapitän Haiton seinen ersten Offizier.

„Bis auf ein paar kleine Schäden aus der letzten Schlacht sind alle kampfbereit, Sir! Oh und der Brellius sind die Spaghetti ausgegangen.“

„Ja, wir hätten mehr Proviant auf diese lange Reise mitnehmen sollen“, stellte der Kapitän fest. „Wir dürften noch ein paar Spaghetti auf Lager haben. Schickt ein paar davon zur Brellius. Wir können sie bestimmt gegen Eier tauschen.“

„Gute Idee Sir!“, sagte der erste Offizier und drückte ein paar Knöpfe um alles in die Wege zu leiten.

„Wie sieht es mit unserem Schiff aus? Haben wir den Hyperraumflug gut überstanden?“ fragte der Kapitän.

Der erste Offizier überprüfte erst noch ein paar Daten, bevor er antwortete: „Es sieht so aus als wäre nichts abgefallen Sir! Die Reparaturen scheinen zu halten. Die Celisto ist ein tapferes kleines Schiff.“

„Ja das ist sie!“, sagte der Kapitän träumerisch. „Wie geht es den Kanonen?“

„Gereinigt und feuerbereit, Sir!“

„Die Schilde?“

„So gut wie geladen und bereit!“

„So gut wie?“

„Ja, Sir! Leider wurde unser Schildgenerator beim letzten Gefecht etwas beschädigt. Wir können den Schild nicht voll aufladen ohne ihn zu überlasten. Der Generator verkraftet nur neunzig Prozent“, sagte der erste Offizier.

„Hm, das sollte genügen“, meinte der Kapitän.

„Ja, Sir!“

„Ah, wie ich sehe sind die Eier auf dem Rückweg. Bitten sie doch den Koch ein paar Pfannkuchen zu machen. Ohne Pfannkuchen ist es einfach nur ein halbes Frühstück und das soll immerhin die wichtigste Mahlzeit des Tages sein!“ sagte Kapitän Haiton.

Sie waren nicht in Eile. Ein paar Raumschiffe waren spät dran und so konnten sie in aller Ruhe, auf der Brücke, Pfannkuchen servieren.

Als alle aufgegessen hatten, traf auch das letzte Raumschiff ein.

„Das war köstlich! Meinen Dank an den Koch“, sagte der Kapitän. „Nun Steuermann, bitte einreihen für den letzten Sprung ins Kampfgebiet.“

„Ja, Sir!“

Die Celisto begab sich in Position und auf ein Signal hin gingen alle Raumschiffe in den Hyperraum.

Die letzte Reise vor der Schlacht.

Es dauerte nur wenige Minuten bis die Flotte im feindlichen Raum eintraf. Als die Celisto den Hyperraum verließ, waren bereits die ersten hundert Schiffe im Kampf mit den Aliens. Überall flogen Lasergeschosse und Raketen.

„Na dann wollen wir mal“, sagte der Kapitän vergnügt. „Schilde hoch und Feuer frei!“

„Eh ... auf was sollen wir schießen, Sir?“, fragte der Waffenoffizier.

„Ersteinmal auf alles was uns zu Nahe kommt und nicht zu uns gehört. Dann sollten wir versuchen ihr Kommandoschiff zu finden. Wenn wir das ausschalten, dürften wir mit dem unorganisierten Rest leichtes Spiel haben“, sagte der Kapitän.

„Halte Ausschau, Sir! Das dürfte leicht zu finden sein“, sagte der erste Offizier. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis er verkündete: „Ich habe es gefunden. Es versteckt sich in der Nähe des kleinen Mondes.“

„Ausgezeichnet“, sagte der Kapitän. „Steuermann, Kurs setzen!“

Die Celisto flog mitten durch die Schlacht. Der Steuermann hatte größte Schwierigkeiten den ganzen Raketen und Lasergeschossen auszuweichen. Schweiß stand auf seiner Stirn. Das Kommandoschiff war fast in Schussweite, als eine gewaltige Explosion das Schiff erschütterte.

„Schäden?“

„Eine Rakete hat das linke Triebwerk getroffen. Es ist ausgefallen! Sir!“

„Macht nichts, wir haben ja noch das rechte“, sagte der Kapitän.

Sie flogen ein Stück weiter, bis sie von einer weiteren Explosion erschüttert wurden. Dieses Mal aber auf der rechten Seite.

„Lasst mich raten. Das rechte Triebwerk?“, fragte der Kapitän.

„Jep, Sir! Explodiert in tausend Stücke“, bestätigte der erste Offizier.

Kapitän Haiton versuchte über seinen Daumen und den großen Bildschirm vor sich das Kommandoschiff anzupeilen. „Hm“, er legte den Kopf schief, „kein Problem. Wir haben noch genug Schwung um das Kommandoschiff zu erreichen und unser Kurs dürfte auch noch stimmen.“

Eine weitere Rakete krachte in die Celisto.

„Der Schild ist runter auf zwanzig Prozent!“

„Zwanzig Prozent sind mehr als genug“, sagte der Kapitän. „Wir sind gleich da. Alle Raketen und Kanonen laden! Wir werden nur diese eine Chance bekommen!“

Ein paar Lasergeschosse krachten in die Seite des Schiffes, aber selbst das konnte die tapfere Celisto nicht aufhalten.

„Bereit machen zum Feuern!“, rief der Kapitän. „Feuern in drei ... zwei ... eins ...“


***

„Simon!“, es war seine Mutter, die nach ihm rief. „Leg das Spielzeug weg. Es wird Zeit. Deine Schlafkammer ist bereit.“

Simon hielt inne. Er saß auf dem Boden. Um ihn herum lagen all seine Spielzeugraumschiffe verstreut. Langsam schaute er vom Raumschiff der Aliens, das er in der rechten Hand hielt, zur Celisto in seiner Linken und überlegte was er tun sollte. „Och, Mama! Ich bin so kurz davor die Aliens zu besiegen! Kann ich nicht noch ein wenig länger?“ fragte Simon.

„Ich fürchte nein“, sagte seine Mutter. Sie ging neben Simon in die Hocke. „Wir sind schon etwas spät dran. Du kannst die Aliens doch immer noch besiegen, wenn wir dort sind.“

„Nein. In zehn Jahren wird die Flotte der Aliens zehn Mal größer sein! Es war schon schwer genug so weit zu kommen!“ sagte Simon traurig.

„Wieso willst du sie denn unbedingt besiegen?“ fragte seine Mutter.

„Die haben angefangen!“

„Aha!“, sagte die Mutter. „Hast du denn schon einmal versucht herauszufinden, wieso sie denn angefangen haben?“

Simon überlegte kurz bevor er antwortete. „Nein.“

„Vielleicht war es ja nur ein Missverständnis und die Aliens sind eigentlich ganz nett“, sagte seine Mutter.

„Hm“, sagte Simon nachdenklich, „na gut, ich werde sie fragen. Aber wenn die Celisto dabei abgeschossen wird, ist es deine Schuld!“

Seine Mutter lächelte: „Das Risiko werde ich eingehen müssen. Aber frag sie nicht mehr jetzt, mein Schatz. Du musst in deine Schlafkammer. Komm, ich helfe dir schnell deine Spielsachen in die Kiste zu packen.“

Und so geschah es, dass die Celisto, die Flotte der Menschen und die Flotte der Aliens, alle zusammen, mit lautem Geklapper, in einer Kiste landeten.

Als die Kiste gut verstaut war, gingen Simon und seine Mutter hinüber zu den Schlafkammern.

„Glaubst du es gibt dort auch Aliens, wo wir hinfliegen?“ fragte Simon als er in seine Kammer stieg.

„Vielleicht. Dieser Teil der Galaxie ist noch nicht so gut erforscht“, sagte seine Mutter.

„Nette Aliens?“

Seine Mutter lächelte. „Ganz bestimmt! Vielleicht hast du bald einen Alienfreund oder Freundin.“

„Das wäre cool“, sagte Simon begeistert.

„Schöne Träume mein Schatz“, sagte seine Mutter. Sie drückte ihm noch einen Kuss auf die Stirn, bevor sie Simons Schlafkammer behutsam schloss. Sie schaltete die Kammer ein und verweilte noch einen kurzen Moment bis Simon eingeschlafen war.

„Schlaf schön“, verabschiedete sie sich und ging dann zu ihrer eigenen Schlafkammer.

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© Thomas C. Bernhard 2021